Das Geschenk
Die schönste Zahnlücke der Welt
Ich musste noch einige letzte Weihnachtseinkäufe erledigen und hielt
mich zu diesem Zweck in einem Spielzeuggeschäft auf, genauer gesagt in
der Barbie-Abteilung. Ein hübsch angezogenes kleines Mädchen sah sich
ganz aufgeregt ebenfalls Barbiepuppen an, ein paar zusammengerollte
Geldscheine in der Hand. Immer wenn sie zu einer Puppe kam, die ihr
besonders gut gefiel, drehte sie sich zu ihrem Vater um und fragte, ob
ihr Geld dafür reiche. Er sagte immer „Ja“, aber sie schaute jedes Mal
noch weiter und fuhr auch fort mit dem Ritual: „Reicht mein Geld?“
Während sie sich so eine Puppe nach der anderen ganz genau betrachtete,
schlenderte ein kleiner Junge den Gang entlang und sah sich bei den
Videospielen um. Er war ordentlich angezogen, aber seine Kleidung war
schon ziemlich abgetragen, und die Jacke, die er trug, war
offensichtlich ein paar Nummern zu klein. Auch er hatte Geld in der
Hand, aber so wie es aussah, konnten es nicht mehr als 5 Dollar sein.
Auch er war in Begleitung seines Vaters, aber jedes Mal, wenn er ein
Videospiel ausgesucht hatte und seinen Vater fragend anschaute,
schüttelte der den Kopf.
Das kleine Mädchen hatte sich jetzt
anscheinend für eine Puppe entschieden, ein wunderschön angezogenes,
glamouröses Geschöpf, um das es von jedem anderen Mädchen seiner Straße
beneidet werden würde. Aber dann blieb sie stehen, um zu beobachten, was
sich zwischen dem Jungen und seinem Vater abspielte. Ziemlich entmutigt
hatte der Junge sich die Videospiele bereits aus dem Kopf geschlagen
und stattdessen etwas ausgesucht, das wie ein Stickeralbum aussah. Dann
gingen er und sein Vater durch einen anderen Gang des Geschäftes in
Richtung Kasse.
Das kleine Mädchen stellte die sorgfältig
ausgewählte Puppe wieder ins Regal zurück und rannte hinüber zu den
Videospielen. Ganz aufgeregt nahm sie eines der Spiele, das ganz oben
lag, und rannte dann nach einer kurzen Absprache mit dem Vater zu den
Kassen. Ich nahm meine Einkäufe und stellte mich hinter ihnen in die
Schlange. Und dann, sehr zur Freude des Mädchens, stellten sich der
kleine Junge und sein Vater hinter mir an.
Nachdem das Videospiel
bezahlt und verpackt war, gab das kleine Mädchen es der Kassiererin
zurück und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Kassiererin lächelte und
legte das Päckchen unter die Kasse. Ich bezahlte danach noch meine
Sachen und sortierte Bon und Kleingeld in mein Portemonnaie ein, als der
kleine Junge an der Reihe war.
Die Kassiererin tippte den Betrag
ein und sagte dann: „Herzlichen Glückwunsch, Du hast einen Preis
gewonnen!“ Und damit gab sie dem kleinen Jungen das Videospiel. Der
konnte sein Glück kaum fassen und sagte, das sei genau das Spiel, das er
sich gewünscht habe!
Das kleine Mädchen und ihr Vater hatten
während der ganzen Zeit am Ausgang gestanden, und ich sah das breiteste,
hübscheste Lächeln eines kleinen Mädchens, das ich je gesehen habe.
Ihre Zahnlücke war eindeutig die Schönste der ganzen Welt! Dann gingen
sie hinaus und ich direkt hinter ihnen.
Auf dem Weg zu meinem Auto,
immer noch erstaunt über das, was ich da gerade miterlebt hatte, hörte
ich, wie der Vater seine kleine Tochter fragte, wieso sie das getan
hätte. Und ich werde auch nie vergessen, was sie antwortete. „Papa,
wollten Oma und Opa nicht, dass ich etwas kaufe, was mich glücklich
macht?“ Er antwortete: „Natürlich wollten sie das, mein Schatz.“
Woraufhin das kleine Mädchen entgegnete: „Und das habe ich gerade
getan.“ Dann lachte sie und rannte zum Auto.
Ich war in dem
Spielzeuggeschäft gerade Zeugin eines Weihnachtswunders geworden in
Gestalt eines kleinen Mädchens, das mehr von Sinn des Festes begriffen
hatte, als die meisten Erwachsenen, die ich kenne!
Sharon Palmer
aus "Per Anhalter in den Himmel" von Alice Gray
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