Einmalig!
Du bist einmalig ...
Die Wemmicks waren kleine Menschen aus Holz. Alle Holzmännchen waren
von einem Holzschnitzer gemacht worden, der Eli hieß. Seine Werkstatt
war auf einem Hügel, von dem aus man das ganze Dorf sehen konnte.
Jeder Wemmick war unterschiedlich. Einige hatten große Nasen, andere
größere Augen. Einige waren groß und andere klein. Einige trugen Hüte,
andere hatten Mäntel an. Aber alle waren von demselben Schnitzer gemacht
und alle lebten in demselben Dorf.
Die Wemmicks taten jeden Tag den ganzen Tag lang nur eine Sache; sie gaben einander Sticker.
Jeder Wemmick hatte ein kleines Kästchen mit goldenen Sternen und eins
mit grauen Punkten. Auf allen Straßen im ganzen Dorf verbrachten die
Leute den Tag damit, sich gegenseitig Sterne oder Punkte aufzukleben.
Die Schönen, die mit glattem Holz und feiner Farbe, bekamen immer
Sterne. Aber wenn das Holz rau war und die Farbe blätterte, gaben die
Wemmicks graue Punkte.
Die Talentierten bekamen auch Sterne. Einige
konnten große Stücke hoch über ihre Köpfe heben oder über große Kisten
springen. Andere konnten sich in tollen Worten ausdrücken oder schöne
Lieder singen. Jeder gab ihnen Sterne.
Einige Wemmicks hatten
überall Sterne kleben! Jedes Mal wenn sie einen Stern bekamen, fühlten
sie sich so gut! Dann wollten sie etwas anderes tun, um noch einen Stern
zu bekommen.
Andere aber konnten wenig tun. Sie bekamen graue Punkte.
Punchinello war einer von diesen. Er versuchte hoch zu springen wie die
anderen, aber er fiel immer hin. Und wenn er hinfiel, kamen die anderen
angelaufen und gaben ihm graue Punkte. Manchmal wenn er hinfiel,
zerkratzte seine Farbe und die Menschen gaben ihm mehr graue Punkte.
Wenn er dann versuchte zu erklären, warum er hingefallen war, hörte es
sich blöd an und die Wemmicks gaben ihm deswegen auch graue Punkte.
Nach einer Zeit hatte Punchinello so viele Punkte, dass er nicht mehr
nach draußen gehen wollte. Er hatte Angst etwas Dummes zu tun wie seinen
Hut zu vergessen oder in eine Pfütze zu treten und dann würde er wieder
einen grauen Punkt bekommen. Er hatte tatsächlich so viele graue
Punkte, dass manche Leute zu ihm kamen und ihm ohne einen Grund noch
einen Punkt gaben.
„Er verdient viele Punkte“ sagten die Wemmicks einstimmig. „Er ist kein gutes Holzmännchen!“
Nach einer Weile glaubte Punchinello ihnen. „Ich bin kein guter
Wemmick“, sagte er. Die wenigen Male, die er nach draußen ging, blieb er
bei Wemmicks, die auch viele graue Punkte hatten. Bei denen fühlte er
sich wohler.
Eines Tages traf er einen Wemmick, der anders war
als alle, die er je getroffen hatte. Sie hatte weder Sterne noch
Punkte. Sie war einfach nur aus Holz. Ihr Name war Lucia.
Es war
nicht so, dass die Menschen nicht versuchten ihr Sticker zu geben, es
war nur so, dass die Sticker nicht klebten. Einige Wemmicks bewunderten,
dass Lucia keine Punkte hatte. Also rannten sie zu ihr und klebten ihr
einen Stern auf, aber der fiel ab. Andere schauten auf sie herab, weil
sie keine Sterne hatte und gaben ihr einen Punkt, aber auch die blieben
nicht kleben.
„So möchte ich auch sein“, dachte Punchinello bei
sich, „Ich möchte die Bewertungen der anderen nicht.“ Also fragte er das
Wemmickmädchen ohne Sticker wie sie das machte.
„Es ist ganz einfach“, antwortete sie. „Jeden Tag gehe ich zu Eli.“
„Eli?“
„Ja, Eli. Der Holzschnitzer. Ich sitze bei ihm in der Werkstatt.“
„Warum?“
„Warum findest du das nicht selbst heraus? Geh zum Hügel. Er ist da.“
Und so drehte der Wemmick, der keine Sticker hatte, sich um und sprang fröhlich davon.
„Aber wird er mich sehen wollen?“ rief Punchinello ihr hinterher. Lucia
hörte ihn nicht mehr. So ging Punchinello nach Hause. Er saß an seinem
Fenster und sah den Wemmicks zu, wie sie herumliefen und sich
gegenseitig Sterne und graue Punkte gaben. „Es ist nicht richtig“, sagte
er zu sich selbst. Und er beschloss Eli am nächsten Tag besuchen zu
gehen.
Er ging den schmalen Weg zur Spitze des Hügels herauf
und trat in die große Werkstatt. Er machte große Augen, weil alles hier
so groß war. Er musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um auf die
Werkbank gucken zu können. Ein Hammer war so lang wie sein Arm.
Punchinello schluckte schwer. „Hier bleib ich nicht!“ und er drehte sich
um und wollte wieder gehen. Da hörte er seinen Namen. „Punchinello?“
Die Stimme war tief und stark. Punchinello hielt an. „Punchinello, wie
schön dich zu sehen. Komm und lass mich dich ansehen.“
Punchinello
drehte sich langsam um und schaute den großen, bärtigen Schnitzer an.
„Du kennst meinen Namen?“ fragte der kleine Wemmick.
„Natürlich kenn ich deinen Namen. Ich habe dich gemacht.“
Eli beugte sich zu ihm herunter, hob ihn hoch und setzte ihn auf die
Werkbank. „Hmmm“, sprach der Schnitzer nachdenklich als er all die
grauen Punkte sah. „Es sieht aus, als hättest du ziemlich viele graue
Punkte bekommen.“
„Ich wollte das nicht, Eli. Ich habe mich wirklich angestrengt!“
„Oh, du musst dich vor mir nicht verteidigen, mein Kind. Mir ist es egal, was die anderen Wemmicks denken.“
„Das ist dir egal?“
„Ja, und das sollte es dir auch sein. Wer sind sie, Sterne und graue
Punkte zu verteilen? Sie sind Wemmicks, genau wie du. Was sie denken,
spielt keine Rolle, Punchinello. Alles, was zählt ist das, was ich
denke. Und ich denke, du bist etwas ganz besonderes.“
Punchinello
lachte. „Ich, etwas Besonderes? Warum? Ich kann nicht schnell laufen.
Ich kann nicht hoch springen. Meine Farbe blättert. Warum findest du,
dass ich besonders bin?
Eli sah Punchinello an, legte seine Hand
auf diese kleinen hölzernen Schultern und sprach sehr langsam. „Weil du
mein bist. Das ist der Grund, warum du mir so viel bedeutest.“
Niemand hatte Punchinello je so angesehen- geschweige denn der, der ihn gemacht hatte. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
„Jeden Tag habe ich gehofft, dass du kommen würdest“, erklärte Eli.
„Ich bin gekommen, weil ich jemanden getroffen habe, der weder Punkte noch Sterne hatte“, sagte Punchinello.
„Ich weiß, sie hat mir von dir erzählt.“
„Warum bleiben die Sticker an ihr nicht kleben?“
Der Schnitzer sprach sanft. „Weil sie entschieden hat, dass das, was
ich denke wichtiger ist als das, was sie denken. Die Sticker kleben nur,
wenn du sie lässt.“
„Was?“
„Die Sticker kleben nur, wenn sie
dir wichtig sind. Je mehr du meiner Liebe vertraust, desto weniger
kümmern dich ihre Sticker.“
„Ich bin nicht sicher, ob ich das verstehe.“
Eli lächelte: „Das wirst du noch verstehen, aber das braucht Zeit. Du
hast viele Sticker an dir. Komm jetzt erst mal jeden Tag zu mir und lass
mich dich daran erinnern, wie viel du mir bedeutest.“
Eli hob Punchinello von der Bank und setzte ihn auf den Fußboden.
„Vergiss nicht“, sagte Eli als der Wemmick zur Tür hinausging. „Du bist
einzigartig, weil ich dich gemacht habe. Und ich mache keine Fehler“
Punchinello hielt nicht an, aber in seinem Herzen dachte er: Ich glaube, er meint wirklich, was er sagt.
Als er das dachte, fiel ein grauer Punkt auf den Boden.
eine Geschichte von Max Lucado ...
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