Mittwoch, 3. Juli 2013

Das Versprechen

Das Versprechen (von Teena M. Stewart)

Gaby stand mit einer Horde zappelnder, schnatternder Teenager im Vorraum des Restaurants und fragte sich, ob die mageren drei Dollar, die sie dabeihatte, für den Nachtisch wohl reichen würden, den sie anstatt eines Abendessens bestellen wollte. Das Geld war knapp bei ihnen zu Hause, und die drei Dollar waren alles, was ihre Mutter für sie zusammenkratzen konnte. Sie hatte sich schuldig gefühlt, dass sie überhaupt darum bitten musste. Während sie mit ihren Freundinnen herumalberte, fingerte sie nervös an den Scheinen in ihrer Geldbörse herum. Die Jugendgruppe der Creekside-Gemeinde, zu der Gaby gehörte, hatte geplant, sich nach ihrem üblichen Treffen am Mittwochabend mal etwas Schönes zu gönnen und zum Essen auszugehen. Jetzt standen also vierzig Jugendliche lebhaft plappernd im Vorraum des Restaurants und warteten darauf, dass die Kellner und Kellnerinnen ausreichend Tische für die lärmende, kichernde Teeniebande freiräumten.
Endlich gaben sie das Zeichen, dass die Tische bereit waren, und die Truppe ging hinüber zu dem Bereich, in dem für sie gedeckt war. Gaby rutschte auf den Platz neben ihrer Freundin und versteckte ihr Gesicht hinter der Speisekarte, in der die Nachtische aufgeführt waren. Es dauerte eine Zeit, bis jeder sich etwas ausgesucht hatte, und noch länger, bis die Kellner jede einzelne Bestellung aufgenommen hatten. Aber das störte die Jugendlichen nicht. Sie genossen die Gesellschaft der anderen und warteten auf ihr Essen. Kurz nachdem das Essen serviert war, jedoch bevor sich jeder darauf stürzen konnte, hob Bubba, einer der Mitarbeiter der Jugendgruppe, die Hand und wartete mit einem langgezogenen „Pssst“, bis alle still waren. Er setzte zu einem kurzen Gebet an und dankte Gott für das Essen. Nach dem „Amen“ stürzte sich die Bande wie eine verhungerte Meute auf ihr Essen.
Später, als sie zahlen wollten, bat Brett, der Jugendpastor, um die Rechnung. Es würde nicht leicht sein, eine solch hohe Summe unter so vielen aufzuteilen. Er war überrascht, als der Restaurantmanager ihm nicht die Rechnung überreichte, sondern ihm stattdessen eine Notiz in die Hand drückte.
Brett sah ihn verwirrt an. „Was ist das?“, fragte er.
„Die gesamte Rechnung für Ihre Gruppe und das Trinkgeld sind bereits von einem Herrn bezahlt worden, der schon vor einiger Zeit gegangen ist.“
Brett sah sich um.
„Er wollte anonym bleiben“, fügte der Manager hinzu.
Die Jugendlichen verstummten. Die Teens und der Jugendpastor sahen sich mit ungläubigem Erstaunen an. Dann las der Manager der Gruppe die Notiz laut vor.
„Liebe Jugendgruppe“, las er. „Ich habe Gott versprochen, wenn er mir einen Menschen zeigt, der in einem Restaurant in aller Öffentlichkeit vor dem Essen betet, werde ich sein Essen bezahlen. Ihr seid nicht nur die Ersten, die ich in der Öffentlichkeit beten sehe, sondern ihr seid auch noch gleich eine ganze Gruppe!
Nun, ich halte mein Versprechen gegenüber Gott, so wie auch er immer seine Versprechen mir gegenüber gehalten hat. Gott segne euch alle. Bedankt euch nicht bei mir. Denkt einfach in euren Gebeten an mich.“
Die Unterschrift lautete: „Ein Diener Gottes.“
An diesem Abend waren viele tief berührt - eine Person jedoch ganz besonders: das Mädchen, das sich Sorgen gemacht hatte, ob es sein Essen bezahlen könnte. Gaby begriff, dass Gott auch über ihre Bedürfnisse hinaus reichlich für sie sorgte. Die ganze Gruppe wurde eingehüllt in seine Liebe. Was aber noch wichtiger war: Er zeigte ihnen, wie kostbar es ist, ein dienendes Herz zu haben. Diese Lektion vergaß keiner von ihnen so schnell wieder.

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