Das Versprechen
Das Versprechen (von Teena M. Stewart)
Gaby stand mit einer Horde zappelnder, schnatternder Teenager im
Vorraum des Restaurants und fragte sich, ob die mageren drei Dollar, die
sie dabeihatte, für den Nachtisch wohl reichen würden, den sie anstatt
eines Abendessens bestellen wollte. Das Geld war knapp bei ihnen zu
Hause, und die drei Dollar waren alles, was ihre Mutter für sie
zusammenkratzen konnte. Sie hatte sich schuldig gefühlt, dass sie
überhaupt darum bitten musste. Während sie mit ihren Freundinnen
herumalberte, fingerte sie nervös an den Scheinen in ihrer Geldbörse
herum. Die Jugendgruppe der Creekside-Gemeinde, zu der Gaby gehörte,
hatte geplant, sich nach ihrem üblichen Treffen am Mittwochabend mal
etwas Schönes zu gönnen und zum Essen auszugehen. Jetzt standen also
vierzig Jugendliche lebhaft plappernd im Vorraum des Restaurants und
warteten darauf, dass die Kellner und Kellnerinnen ausreichend Tische
für die lärmende, kichernde Teeniebande freiräumten.
Endlich gaben
sie das Zeichen, dass die Tische bereit waren, und die Truppe ging
hinüber zu dem Bereich, in dem für sie gedeckt war. Gaby rutschte auf
den Platz neben ihrer Freundin und versteckte ihr Gesicht hinter der
Speisekarte, in der die Nachtische aufgeführt waren. Es dauerte eine
Zeit, bis jeder sich etwas ausgesucht hatte, und noch länger, bis die
Kellner jede einzelne Bestellung aufgenommen hatten. Aber das störte die
Jugendlichen nicht. Sie genossen die Gesellschaft der anderen und
warteten auf ihr Essen. Kurz nachdem das Essen serviert war, jedoch
bevor sich jeder darauf stürzen konnte, hob Bubba, einer der Mitarbeiter
der Jugendgruppe, die Hand und wartete mit einem langgezogenen „Pssst“,
bis alle still waren. Er setzte zu einem kurzen Gebet an und dankte
Gott für das Essen. Nach dem „Amen“ stürzte sich die Bande wie eine
verhungerte Meute auf ihr Essen.
Später, als sie zahlen wollten, bat
Brett, der Jugendpastor, um die Rechnung. Es würde nicht leicht sein,
eine solch hohe Summe unter so vielen aufzuteilen. Er war überrascht,
als der Restaurantmanager ihm nicht die Rechnung überreichte, sondern
ihm stattdessen eine Notiz in die Hand drückte.
Brett sah ihn verwirrt an. „Was ist das?“, fragte er.
„Die gesamte Rechnung für Ihre Gruppe und das Trinkgeld sind bereits
von einem Herrn bezahlt worden, der schon vor einiger Zeit gegangen
ist.“
Brett sah sich um.
„Er wollte anonym bleiben“, fügte der Manager hinzu.
Die Jugendlichen verstummten. Die Teens und der Jugendpastor sahen sich
mit ungläubigem Erstaunen an. Dann las der Manager der Gruppe die Notiz
laut vor.
„Liebe Jugendgruppe“, las er. „Ich habe Gott versprochen,
wenn er mir einen Menschen zeigt, der in einem Restaurant in aller
Öffentlichkeit vor dem Essen betet, werde ich sein Essen bezahlen. Ihr
seid nicht nur die Ersten, die ich in der Öffentlichkeit beten sehe,
sondern ihr seid auch noch gleich eine ganze Gruppe!
Nun, ich halte
mein Versprechen gegenüber Gott, so wie auch er immer seine Versprechen
mir gegenüber gehalten hat. Gott segne euch alle. Bedankt euch nicht bei
mir. Denkt einfach in euren Gebeten an mich.“
Die Unterschrift lautete: „Ein Diener Gottes.“
An diesem Abend waren viele tief berührt - eine Person jedoch ganz
besonders: das Mädchen, das sich Sorgen gemacht hatte, ob es sein Essen
bezahlen könnte. Gaby begriff, dass Gott auch über ihre Bedürfnisse
hinaus reichlich für sie sorgte. Die ganze Gruppe wurde eingehüllt in
seine Liebe. Was aber noch wichtiger war: Er zeigte ihnen, wie kostbar
es ist, ein dienendes Herz zu haben. Diese Lektion vergaß keiner von
ihnen so schnell wieder.
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