Sonntag, 22. September 2013

Gott wird helfen müssen

Gott wird helfen müssen

Unter den Chassidim, die zu Rabbi Meir kamen, war auch einer, der Seinwel hieß. Seine Ehe war kinderlos geblieben, obwohl er mit seiner Frau schon seit zehn Jahren verheiratet war. Dauernd bedrängte er den Rabbi, dass er für ihn Kinder erflehen möge. Einmal kam er zusammen mit seiner Frau. "Wir werden", rief dese, "keine Ruhe geben, bis Ihr uns mit einem Sohn segnet." Der Rabbi erwiderte: "Gebt mir den Zahlenwert des Wortes Ben in Geld, so werde ich Euch einen Sohn erflehen." Seinwel fing an zu handeln, er könne so viel nicht geben, und bot immer eine Münze mehr. Der Rabbi aber blieb hart und gab nicht nach. Schließlich legte Seinwel all sein Geld auf den Tisch und sagte: "Glaubt mir, Rabbi, mehr habe ich nicht!" Rabbi Meir aber beharrte weiter auf seiner Forderung. Da wurde die Frau wütend und sagte:" Mann, nimm das Geld wieder! Uns wird Gott helfen müssen!"
"Na also!" rief der Rabbi erfreut. "Ihr seid gekommen und habt mich angebetet - Gott habt Ihr vergessen. Da ich aber mit Euch wegen des Geldes verhandelt habe, habe ich erreicht, dass Ihr Eure Hoffnungen auf den einzigen gerichtet habt, der Euch wirklich helfen kann."
Darauf segnete er sie, und sein Segen ging in Erfüllung.

Nach Martin Buber

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