Gebetserhörung
Friedrich von Bodelschwingh erzählt aus seiner Kindheit: «Als im Herbst
das Obst reif an den Bäumen im Garten hing, hatte uns der Vater streng
verboten, auf die Bäume zu klettern. Wir durften nur von den
heruntergefallenen Früchten essen. Aber einmal hatte ich das Verbot doch
übertreten und war heimlich auf einen Baum geklettert. Dabei zerriss
ich mir unglücklich den Hosenboden.
Heimlich
schlich ich mich mit einem bösen Gewissen nach Hause. Dabei drehte ich
mich immer so geschickt, dass keiner den Schaden entdecken konnte. Nach
dem Abendbrot ging ich in mein Zimmer, besah dort erst richtig voll
Entsetzen die zerrissene Hose und legte sie zuunterst auf den Stuhl,
alle anderen Kleidungsstücke geschickt darüber. Dann kniete ich am Bett
nieder, um mein Abendgebet zu sprechen: «Lieber Gott, ich bin heute
ungehorsam gewesen. Vergib es mir doch und mach, dass morgen früh meine
Hose wieder heil ist!» - In diesem Augenblick ging meine Mutter an der
Kinderzimmertür vorbei, blieb einen Augenblick stehen und hörte mein
Gebet. Dann ging sie lächeln weiter. Dem Vater sagte sie nichts. Sie
wollte eine Handlangerin Gottes sein. Als ich fest eingeschlafen war,
nahm sie die zerrissene Hose und machte sie wieder heil. Dann legte sie
die Hose so hin, wie sie unter dem Berg von Kleidern gelegen hatte. -
Als ich am nächsten Morgen erwachte, war mein erster Griff nach der
Hose. Welch ein Wunder, die Hose war wieder in Ordnung! - Ich weiß noch
wie heute, dass dieses Erlebnis, wo Mutter ein Engel gewesen war, meinen
Kinderglauben »mächtig stärkte.»
Autor unbekannt
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